Roman - Das Labyrinth von Sigge Eklund

12 Juni 2015

Ein Roman über verlorene Seelen, ungewöhnliche Art der Erzählung, äußerst spannend, aber anders.

Plötzlich verschwindet die elfjährige Magda Horn spurlos. Ihre Eltern, beide sehr engagiert im Berufsleben, verzweifeln bei der nervenaufreibenden Spurensuche und beginnen über ihr vergangenes Familienleben nachzudenken. Bald werden sie selbst verdächtigt für das Verwinden verantwortlich zu sein und bald wird Martin, der Vater, des Mordes an Magda beschuldigt.
Asa und Martin zermürben sich gedanklich, sie philosophieren über Schuld, doch nicht gemeinsam, denn die Ehe hängt schon lange nur noch an einem seidenen Faden. Martins Kollege Tom ist zusehends 
berührt von dieser Situation und auch die Schulkrankenschwester Katja, die vor einiger Zeit blaue Flecken an der kleinen Magda entdeckte, will die Suche nach Magda nicht aufgeben.


Die ersten Seiten empfand ich richtiggehend unangenehm. Erst langsam wurde ich mit dem andersartigen Schreibstil, den verschiedenen Perspektiven und der ungewöhnlichen Erzählweise warm. Schlussendlich mochte ich den durchaus anspruchsvollen Schreibstil, doch die Handlung ließ mir zu viel Freiheit zur Eigenspekulation und zu viele Puzzleteile blieben ungegliedert und offen liegen.



Die Erzählperspektiven, oder sollte man lieber sagen, die Gedankenwelten der wenigen Protagonisten, gliedern sich nach den Protagonisten in Kapiteln. Sie springen in verschiedene Zeiten und legen das Hauptaugenmerk auf die einzelnen Protagonisten des Kapitels. In einer abstrakten Nüchternheit erzählt Sigge Eklund seine Story.



Ich bekomme Einblicke in die Charaktereigenschaften, kann mir ein Bild machen und dennoch berühren sie mich kaum, denn sie kommen mir fast alle sehr unrealistisch und unehrlich vor. Ich konnte kaum Sympathien für die Protagonisten entwickeln. Vermutlich ist es die emotionale Kälte der Charaktere und die Unnahbarkeit, die mich nicht an sie heran lässt. Eigentlich möchte ich mit um das verschwundene Kind trauern und eine Beziehung zu mindestens einem Elternteil herstellen, doch sie bleibt fast gänzlich aus. Die Darstellung der Charaktere liegt dramaturgisch schwer. Von Schmerz und Trauer, über Zerrissenheit, Untreue, Verleztheit, Misstrauen und Schuld ist alles vorhanden, doch die Protagonisten sprechen irgendwie sinnbildlich nicht. Sie leben nebeneinander her, hintergehen und teilen nichts. Fast jeder hätte ein Motiv, fast jeder könnte ein Opfer sein und letztendlich bleiben genau diese Punkte bis zuletzt unbeantwortet und unerläutert.



Trotz geschickt platzierter Spannungskurven, habe ich einige Male das Gefühl gehabt, ich verliere mich in unausgesprochenen, ungelösten Rätseln. Ich liebe Rätsel, doch hier werden es mir zu viele und die Story wirkt auf mich überladen. Alle leben in diesem Roman aneinander vorbei. Nichts wird geteilt, zusammen ausgetragen oder ertragen. Ich empfinde das als eine unrealistische Lebenswirklichkeit der Protagonisten. Alle suchen nach Geborgenheit, Schutz und Liebe, doch keiner ist dazu fähig.



Trotz meiner kritischen Worte wurde ich gut und spannend unterhalten. Ich bin überzeugt, dass hier einiges an richtig gutem Potenzial seitens des Autors verschenkt wurde.


Wer auf psychologisch aufgebaute Romane/Kriminalromane steht, wer sich nicht ärgert, wenn auch am Ende einiges offen bleibt, der wird einen spannenden Roman lesen, der andersartig ist.



Autor: Sigge Eklund


Erscheinungsdatum Erstausgabe : 28.05.2015

Aktuelle Ausgabe : 28.05.2015

Verlag : DuMont Buchverlag


Flexibler Einband 384 Seiten