Sachbuch - Totenleser von Michael Tsokos und Lothar Strüh

01 Januar 2015

Der Unterschied zwischen CSI & Co. und derrealen Welt der Rechtsmedizin.

Michael Tsokos ist Rechtsmediziner an einer Berliner Klinik. Der Totenleser ist bereits das zweite veröffentlichte Werk.




Thriller- und Krimi-Fans sind durch die Gewaltverbrechen in ihren Büchern daran  gewöhnt die gelesene Brutalität, emotionale Grausamkeit, Ekel, Tod und Verwesung auf ihre Art zu verarbeiten, doch der "Totenleser" legt noch weitere Schüppen oben drauf und schließt somit zart bereitete Leser von dieser Lektüre aus.

In der Totenleser schildert Michael Toskos sachlich, wahre und unglaubliche Todesfälle von Menschen, die er selbst oder seine Kollegen obduziert und untersucht haben. Tsokos bemüht sich emotionslos zu formulieren, doch manches Mal gelingt es ihm nur knapp. Er schildert die Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei und der Spurensicherung, die sich im Gegensatz zu den CSI- und TV-Ermittlern bei Weitem von den wahren Methoden der Rechtsmedizin unterscheidet und darstellt.


Michael Tsokos beherrscht einen klaren Schreibstil, der sich sehr angenehm lesen lässt. Er schreibt nicht im Mediziner-Jargon sondern auch für jeden Menschen ohne Medizinstudium verständlich.



Meiner Meinung nach ist dieses Buch ein "Muss" für jeden Krimi- und Thriller-Fan und auch wer mit der Idee einen Krimi zu schreiben liebäugelt, erhält hier wahnsinnig interessante Einblicke in die wirkliche Rechtsmedizin. Allerdings muss ich ehrlich gestehen, dass mich das Buch zwar mit erstklassigen Beschreibungen von Untersuchungen und Aufklärungen bei den ungeklärten Todesfällen versorgt hat, aber es hat mich auch emotional getroffen und wütend gemacht. Es ist nicht zu ertragen, wenn Kinder getötet werden und vor allem aus welchen Motiven. Michael Tsokos schenkt den Tatmotiven der einzelnen Todesdelikte ebenso ausreichend Beachtung. Oftmals sind die Auslöser kleine Augenblicke im Leben des Täters, die wiederum das Leben der Opfer auslöschen.



Michael Tsokos will mit seinem Buch unter anderem auf einen Missstand in der deutschen Rechtsmedizin aufmerksam machen, denn zahlreiche Stellen von Rechtsmedizinern sind wohl in den vergangenen Jahren dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dabei lehrt dieses Buch, wie wichtig Obduktionen sind, um uns Lebende manches Mal zu retten, um weiter zu forschen und um zu verstehen. Obduktionen helfen Täter zu entlarven und Lügen aufzudecken, damit der Täter die Strafe empfängt, die seinem Verbrechen geschuldet werden muss.